Grazer Kunstverein, Samstag, 17.06.00, 21:00 Uhr
Drehli Robnik im Gespräch mit MichaelPalm

Warum übers Kino sprechen?
Der Vortragsabend der Filmtheoretiker Michael Palm und Drehli Robnik, Nation - Invasion - Gedächtnis, nimmt innerhalb der Veranstaltungsreihe Channel Hopping eine Sonderstellung ein: Er bezieht sich beinahe ausschließlich auf das Kino, und nimmt sich der zeitgenössischen Digitalisierungsdebatte nur am Rande an - dort, wo digitales Compositing und Montage als Eckpfeiler der Um-Schreibung nationaler Geschichte dienen. Abseits eines cinephilen Essentialismus, der das Kino als eine ‚wahrere' Repräsentation als die elektronische begreift, geht es den Vortragenden darum zu zeigen, mit welchen Mitteln der narrative Spielfilm seit ‚Birth of a Nation' (D.W. Griffith, 1915) an der Konstruktion und kollektiven Implementierung von so etwas wie einem Nationalen Selbstbild, arbeitet.

Im Interview spricht Drehli Robnik über den Film als ein ‚Prothesengedächtnis': Das Sinnlich-Erlebbar-Machen von Geschichte, die Vermittlung kollektiver (körperlicher) Erfahrung.
Ein weiterer Schwerpunkt, der Vorträge wie auch der Gespräche mit Michael Palm, ist die Rolle, die der Found Footage Film, als subversive und parodistische Fälschungsstrategie in der Herstellung eines alternativen Geschichtsentwurfs spielt (vor allem anhand der Arbeiten der Satireformation ‚maschek.'). Fälschung, Parodie, Gegengedächtnis: Verfahren die, so eine der Schlußfolgerungen des Abends (wie auch der ganzen Veranstaltungsreihe), nicht alleine den Gegenöffentlichkeiten vorbehalten sind (wie die Diskussion des Filmes "1. April 2000" (A 1952) deutlich macht). Nicht zuletzt wollen wir auf den Essay Dominik Kamalzadehs hinweisen: Er stellt jene Videoproduktionen vor, die im Zuge der Bildung der FPÖVP - Regierung entstanden sind - Arbeiten, die den ‚Nationalen Schulterschluß' vehement von sich weisen.

 


Mittendrin im Geschehen: Nachbilder aus einem aufgebrachten Land
Von Dominik Kamalzadeh