Christian Fleck - "Dilettanten
und dilettantisches Handeln im Zeitalter des Professionalismus"
Diese vergleichsweise einfache
Unterscheidung wird dennoch häufig ignoriert und Verwischungen
führen zu Konfusionen, die ihre Wurzel zumeist im Kampf der Lizenzbesitzer
gegen nichtbefugte Konkurrenten haben. Lizenzinhaber neigen dazu die
Konkurrenz durch kompetente Lizenzlose dadurch abzuwehren, dass sie
den Eindruck zu vermitteln trachten, das der Besitz der Lizenz auch
schon die Kompetenz verbürgt. Oft genug ist das, wie wir wissen,
aber nicht der Fall.
Kompliziert wird das Verständnis dadurch,
dass der Begriff des Dilettanten bzw. des Dilettantischen auch in Feldern
Verwendung findet, wo es keine Lizenzen gibt und daher nur der Grad
der Kompetenz als Qualitätsmaßstab Benutzung finden sollte.
Hier müssen wir zwei Phänomene klar auseinander halten: Bekanntlich
expandiert der Markt quasi-, semi- und wirklich professioneller Ratgeber,
die mit dem Versprechen hausieren gehen, aus unerzogenen, rohen Dilettanten
sozial kompetente Connaisseure zu machen. Zum einen haben wir es also
mit (In)Kompetenten zu tun, die etwas an den Mann oder die Frau bringen
wollen und darauf spekulieren, dass unser aller Neigung zur Vervollkommnung
unserer unerzogenen und unterentwickelten Fähigkeiten die Basis
für ein gutes Geschäft abzugeben verspricht. Oft genug entpuppen
sich diese selbsternannten Päpste für was-immer als heillose
Dilettanten, ja oft genug als Betrüger. Und auf der anderen Seite
haben wir es mit eben jenem weitest verbreiteten Bedürfnis zu tun,
dass wir uns vervollkommnen wollen, dass wir nicht als Sozial-Tölpel
auftreten wollen, dass wir was immer es sei, es können wollen,
weil die härteste Strafe der Moderne -- und der Postmoderne --
allerweil noch die Verachtung ist, mit der andere unsere Selbstdarstellung
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