Paolo Bianchi Samstag / ab 14.30

Der Vortrag wird sich mit genialen Dilettanten und dem Themenkomplex "LKW" (LebensKunstWerk) befassen: Ca. 5 exemplarische Biografien (Literaten, bildende Künstler, Architekten etc.) sollen vorgestellt werden sowie der Einfluss, den diese Existenzen auf ihre jeweiligen Wirkungsfelder genommen haben.
"Geniale Dilettanten im LKW
Wer heute von Lebenskunst spricht, bezieht sich, etwa im Anschluss an den
spaeten Foucault, auf ethische oder existenzielle Themen. Er handelt vom
Glueck, von der Askese oder vom Genuss, von der Einsamkeit. Er denkt dabei
zugleich an Phaenomene der Mode, der Selbstinszenierung, der Leidenschaft
des Sammelns oder des gelungenen Bonmots.
Das Projekt einer Aesthetik der Existenz realisiert sich in den Kuensten in
Gestalt von Lebenskunstwerken, kurz: LKW.
Lebenskunstwerke stehen fuer Projekte, die sich nicht hinter Bildern
verbergen, sondern sich als Prozesse bewussten Lebens darstellen.
Die Kunst ist im Lebenskunstwerk nicht bloss Form, sondern Kunst als
inhaltsreiche Lebensform; nicht bloss Information, sondern Performanz.
Utopien bleiben nicht Entwurf, sondern werden Erfahrung und Experiment. Wenn
alles gelingt, dann gehts darum, eine Kunst zu zeigen, die eigentlich quer
zum Trend steht, um statt dessen etwas Spannendes, Kuehnes und Bezwingendes
zu entfalten, das durch Nonchalance und Dilettantismus brilliert.
In Zeiten, die sich bewegen sollen, interessiert weniger, was sich im
Kunstbetrieb bewegt, als vielmehr, was die Kuenstler bewegt. Die Realitaet
mutierte durch den Erfolg der Medien in der Mitte des Jahrhunderts zur
(Virtual) Reality. Jetzt, zu Beginn des Jahrhunderts, ist die Medienwelt
aufgesplittert, hat sich die Reality zum Real Life gewandelt.
Ausgehend von der Ausstellung "LKW. Dinge zwischen Leben, Kunst & Werk", O.K
Centrum fuer Gegenwartskunst, Linz 1999, werden die seinerzeit dort
praesentierten Projekte im Grazer Symposium nun neu unter dem Aspekt
"geniale Dilettanten" debattiert..."