Ernst M. Binder / Matthias Loibner / Nataša Mirkovic-DeRoGIPSY'S LULLABY
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Drehleier: | Matthias Loibner |
Violine: | Aristotelis Kapagiannidis |
Viola: | Sigrid Wollinger |
Violoncello: | Rina Kaçinari |
Männerstimmen: | Rene Hirschmanner Gregor Schenker Ulfried Staber |
Inszenierung: | Ernst Marianne Binder |
Musikalische Leitung: | Matthias Loibner |
Bühne: | Angelika Thon |
Kostüme: | Andrea Plabutsch Angelika Thon |
Licht: | Geari Schreilechner |
Produktionsleitung dramagraz: | Andrea Speetgens |
Technische Leitung dramagraz: | Geari Schreilechner |
LaSTRADA: | Werner Wallner |
Assistenz, Koordination | Lynn Djan |
Festival-Leitung: | Diana Brus, Werner Schrempf |
Als Mitte der 90iger-Jahre Panzer das kleine Dorf im Kosovo überrollten
und einen namenlosen Steinhaufen zurückließen, überlebten
nur zwei Bewohner: Eine Ziege und ein Mädchen... Zusammen sind sie
seitdem unterwegs, zusammen erlebten und durchleben sie das Schicksal
aller Heimatlosen und Vertriebenen auf dieser Welt: Abend für Abend
singt das Mädchen der Ziege ihr Schlaflied. Es beschreibt "the
road of gipsies" von Indien nach Dachau, es bringt den Stacheldraht
an der Grenze in New Mexico zum Sirren und es erzählt von Sehnsucht
und von Einsamkeit... Und ist doch eine hoffnungsvolle Botschaft, eine
Hymne an das Dasein, eine Liebeserklärung an die Welt...
Natasa Mirkovic-DeRo, die in Sarajewo gebürtige Schauspielerin und Sängerin gibt diesem Mädchen Stimme und Leben... Selbst eine Vertriebene, fand sie in Österreich Zuflucht und so etwas wie eine neue Heimat. Matthias Loibner studierte Musik und Dirigieren, ehe er sich der Drehleier hin- und auf volksmusikalische Wurzelsuche begab. Heute zählt er zu den gefragtesten Interpreten auf dem Instrument mit dem berührenden nasalen Ton, der “gleichzeitig alt und neu, und vertraut und fremd klingt“. Zusammen mit Sandy Lopicic spielen sie in dessen „Orkestar“ und zeichneten auch für die Theatermusik in MANHATTAN MEDEA von Dea Loher verantwortlich, das im „steirischen herbst `98“ in Graz uraufgeführt wurde. Ernst M. Binder, ua bekannt durch seine Vorliebe für neue, sperrige Texte, führte damals Regie.
Nach HOCHZEITSNACHT (Max-Ophüls-Preis
1993 für die Verfilmung in der Regie von Pol Cruchten) und IM SCHATTEN
DER PALME (UA: 2000, Staatstheater Schwerin) ist dieses dramatische Gedicht
ein weiterer Versuch Binders, die Abgründe der menschlichen Seele
auszuloten und dem Schmerz und der Verzweiflung einen Sinn zu geben: denn
letztendlich erzählt Theater von nicht mehr und nicht weniger als
vom Heimweh nach sich selbst.
und dem EHEPAAR REBLAUS
Lukas Goldschmidt | Hammond-Orgel | |
Grace Latigo | Gesang |
Inszenierung | Ernst M. Binder |
Musikalische Leitung | Lukas Goldschmidt |
Dramaturgie | Roman Freigassner |
Bühne | Carlos Schiffmann |
Kostüme | Andrea Plabutsch |
Licht | Geari Schreilechner |
Produktionsleitung | |
dramagraz | Andrea Speetgens |
Co-Produktion: dramagraz / Theater Rabenhof, Wien
http://www.rabenhof.at
So wie H. C. Artmann sich in seinem inneren
Monolog an seine uns fremde Vergangenheit erinnert, so erinnert Hans Moser
uns an eine Gute Alte Zeit, die es nie gegeben hat, weil er sie bloß
in seinen Filmen verkörperte. So wie Moser für das Publikum
sein "Dienstmann-Dasein" verklärte, erzählt H. C.
Artmann von Frauen und Freunden, von Gott und der weiten Welt, vor allem
aber von Hans Carl Artmann selbst.
Spannend ist es, beide Figuren zu verschmelzen: Moser nicht als wissenschaftliche Aufarbeitung einer Existenz eines Kleinen Mannes, sondern als einen liebenswürdigen mißtrauischen Zeitgenossen, der sich durch den Alltag nuschelt,- und Artmanns wiedererwachtes Interesse an seiner eigenen Biographie nicht als konkrete literarische Autobiographie, sondern als er- und gelebte poetische Lebensgeschichte.
Die Fiktion eines bloß auf Zelluloid gelebten Lebens und eine wahre Lebensgeschichte als literarische Vergangenheitsbeschreibung erfüllen hier nahezu den Tatbestand einer wundersamen Paradoxie: atemberaubend von einem Dasein in einer längst entschwundenen mitteleuropäischen Welt zu schwärmen, die es freilich nie gab, dem Zuschauer und -hörer aber dennoch das Gefühl geben, etwas erleben zu dürfen, das man nicht hätte erleben können, auch wenn man in dieser Zeit gelebt hätte.